Plötzlich Rentner! Die meisten Ruheständler haben bis zur Rente Vollzeit gearbeitet. Viele haben sich nie die Zeit genommen etwas für sich zu tun. Etwas Neues zu lernen. Musik zu machen. Viele haben immer davon geträumt zu lernen ein Instrument zu spielen, haben im stressigen Alltag aber nie die Zeit gefunden.
Immer wieder höre ich von meinen Schülern des "älteren Semester", dass es genau so war, um so Älter man wurde, um so weniger hat man sich zugetraut etwas Neues zu lernen. Das dem nicht so ist, dass habe ich nun gemeinsam mit meinen Schülern in einem Projekt widerlegt.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Menschen, welche erst sehr spät zu ihrer neuen Leidenschaft, dem Musizieren gekommen sind. Nun, wo so viel Freizeit neu zu verplanen ist, ist es doch die optimale Gelegenhet die Neugier etwas Neues zu lernen, im Alltag unter zu bringen. Es stimmt zwar, dass man in jungen Jahren besonders aufnahmefähig ist, doch dafür bringen Senioren viele andere wertvolle Eigenschaften mit, welche beim Erlernen eines Musikinstruments hilfreich sind.
Zum einen haben ältere Menschen in ihrem Leben bereits viele verschiedene Dinge lernen müssen und wissen bereits, auf welche Weise sie am besten eine neue Herausforderung angehen können.
Und zum Zweiten, weiß man im Alter genauer was man will, viel besser als in der wechselhaften Jugendphase. Dementsprechend bringen Senioren oft weitaus mehr Einsatzwillen und Ausdauer in den Unterricht mit.
Gerade, wer schon immer von Musik fasziniert war, aufgrund seiner Lebensumstände aber nie in der Lage war ein Instrument zu erlernen, ist oft besonders motiviert.
Die Lernfähigkeit wird durch regelmäßige Übungen stetig verbessert, nicht zuletzt auch im motorischen Bereich. Und als Wiedereinsteiger/in werden Sie sich wundern, wie schnell verloren geglaubte Bewegungsmuster wieder aktiviert werden können.
Ich bin der Meinung, dass man für ein gutes musikalisches Lernergebnis keine Maßstäbe in Bezug auf Lerngeschwindigkeiten setzen sollte. Wesentlich wichtiger ist es, sein eigenes Lerntempo zu finden, welches zu realistischen Zielen führt, um Ergebnisse zu erreichen, von denen man nie geglaubt hätte diese zu erreichen.
Als Diplom-Pädagoge achte ich natürlich auch immer auf die psychologische Komponente. Diese ist nicht zu unterschätzen. Das positiv-emotionale Empfinden, nach einer gewissen Zeit anstrengender Übungen spürbare Erfolge zu feiern, trägt deutlich zur Steigerung der Lebensqualität bei. Sehr beliebt ist auch das Musizieren in der Gruppe. Wer in einer Rentnerband spielt, hat mehr das Gefühl gebraucht zu werden und wird auch nicht so schnell vereinsamen. Ein Teil einer musizierenden Gruppe zu sein bedeutet auch Verantwortung für andere zu haben, zudem steigert es stark das Gefühl gebraucht zu werden. Viele werdende Ruheständler fallen in ein tiefes Loch, da sie von Heute auf Morgen keine Aufgabe mehr haben.
Das aktive Musizieren setzt genau hier an und stellt sich dem entgegen, es verhindert die Vereinsamung und beugt depressivem Verhalten vor. Denn auch wenn gerade keine Bandprobe ansteht, beschäftigt man sich mit seinem Instrument und verbessert sein Können, um gemeinsam in der Gruppe Fortschritte zu machen. Meine Erfahrungen in diesem Projekt zeigen, dass die Teilnehmer in diesem Projekt weit davon entfernt sind der sogenannten Altersmüdgkeit, welche in die immer mehr verbreitet Altersdemenz übergeht, zu verfallen. Es besteht sogar die Möglichkeit den Fortschritt dieser schwerwiegenden Erkrankung zu verlangsamen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mein Projekt "Musizieren im Ruhestand" unterstützen, indem Sie unserer Renter-Rock-Band die Möglichkeit geben auf öffentlichen und privaten Veranstaltungen und Festivitäten aufzutreten.
Sollten Sie selber daran Interesse haben in einem ähnlichen Rahmen zu musizieren, stehe ich gerne für Fragen und Anregungen zu Verfügung. Ich freue mich dieses Projekt wachsen zu sehen!
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Ihr Musiklehrer Ralf Schertes